Am Anfang stand die oftmals ironisch-absurde Auseinandersetzung mit Unterhaltungsmedien, heute prägen politische Themen seine Werke. Damals wie heute beweist der weltweit auftretende Performancekünstler Yan Duyvendak mit seinen gattungsübergreifenden Projekten ein feines Gespür für die Muster und Mythen der zeitgenössischen Gesellschaft.
Yan Duyvendak absolvierte seine künstlerische Ausbildung zwischen 1980 und 1992 an der École cantonale des beaux-arts in Sion (heute édhéa, Sierre) und der École supérieure d’art visuel in Genf (heute HEAD). Im Vordergrund seines Schaffens, das auch Zeichnung, Fotografie, Videos und Installationen beinhaltet, stehen seit 1995 experimentelle aber detailliert konzipierte Performances, die er bei verschiedenen Gelegenheiten, teils modifiziert, zur Aufführung bringt. Zunächst gilt sein Interesse der Ästhetik, den Klischees und der verhaltensprägenden Wirkung von Fernsehen und Film. Theatralisch gekonnt mimt er etwa Special Effects aus dem Kultfilm Matrix, die gleichzeitig auf einem Monitor gezeigt werden, oder stellt beim «Zappen» durch die TV-Kanäle jede Szene nach. Diese oft witzigen, grotesken, manchmal tragikomischen Analysen werden nach den Ereignissen von 9/11 zunehmend abgelöst von Projekten, die auf das Weltgeschehen Bezug nehmen und das Publikum oft zum Entscheidungs- und auch Handlungsträger machen: Es kann etwa wählen, welche Szenen gespielt werden (Made in Paradise, 2008) oder Verträge über Hilfsaktionen für Flüchtlinge abschliessen (Action, 2016). Angesichts von Gewalt und pauschalisierender Politik bekräftigt der Künstler so die Handlungsfähigkeit und das kreative Potenzial des Individuums.
Yan Duyvendak, der oft auch mit anderen Performern, Theaterleuten oder Tanzschaffenden kooperiert, erhielt für seine hochaktuellen Werke mehrere Auszeichnungen, darunter drei Mal den Swiss Art Award (2002/2003/2004) und den Prix Meret Oppenheim (2010).
Yan Duyvendak, 1965 geboren in Zeist (NLD), lebt und arbeitet in Genf (CHE) und Marseille (FRA).
Tätigkeitsbereiche: Performance, Theater, Film, Zeichnung, Objekte
Die Kunst ist einer ständigen Diskussion über den gesellschaftlichen Nutzen oder Einfluss ausgesetzt, den sie auf die Gesellschaft haben sollte, und auch über ihre direkten Auswirkungen auf sie. Ich persönlich halte es für meine moralische Verpflichtung, in meiner Arbeit Themen anzusprechen, die uns als Bürgerinnen und Bürger betreffen oder bei denen Handlungsbedarf besteht. Ich finde es wichtig, zusammen über Themen nachzudenken, die unsere Gesellschaften durchdringen: zum Beispiel die drohende Klimakatastrophe, das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen, die Aufnahme von Flüchtlingen. Wie anders könnte ich mich sonst für einen politischen Menschen halten - politisch im Sinne von Zusammenleben in der Polis, der Stadt. (L’art est dans une discussion continue sur la pertinence ou l’incidence qu’elle devrait avoir sur la société, sur ses implications directes avec elle ou pas. Quant à moi, je considère que c’est mon obligation morale de parler dans mon travail de sujets qui nous impliquent ou concernent, en tant que citoyens. Je pense qu’il est important de réfléchir ensemble autour de sujets qui traversent nos sociétés: désastre climatique, rencontre de cultures différentes, réception de réfugié.e.s. Comment sinon pourrais-je me considérer un être humain politique - politique dans le sens de vivre ensemble dans la polis, la cité.)