Veronika Dierauer (*1973)
Veronika Dierauer (* 1973 in Arbon, lebt und arbeitet in Kaltenbach) versteht ihre Skulpturen «als versteinerte Momente». Die Künstlerin, die schon mehrfach Werke für den öffentlichen Raum geschaffen hat, setzt sich mit gesellschaftlichen und aktuellen Themen auseinander und schöpft ihre Motive oft aus ihrem Alltag und der kollektiven Vorstellungswelt, die mit industrieller Produktion und Massenkonsum verbunden ist.
Die Künstlerin wählte Carrara-Marmor – einen Stein mit vielfältigen Eigenschaften, aus dem zahlreiche Meisterwerke der westlichen Bildhauerei geschaffen wurden – für eine Serie von Skulpturen, die Alltagsgegenstände darstellen. Eine davon ist Standby (2022): ein Rollkoffer in Originalgrösse. Griffe, Reissverschluss, Rollen und alle Details wurden äusserst präzis nachgebildet, wodurch ein Trompe-l’œil-Effekt entsteht und eine gewisse Ambivalenz und Irritation erzeugt werden. Die Skulptur ist eine Metapher für das Gefühl des Stillstands, der Stagnation und der Ohnmacht, die durch die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns und Einschränkungen hervorgerufen wurden. Der schwere Marmorkoffer symbolisiert den auferzwungenen Stillstand, der zu einer kollektiven Erfahrung geworden ist.
Indem die Künstlerin industrielle Alltagsgegenstände in Skulpturen aus wertvollen Materialien verwandelt, befreit sie ihre Objekte von ihrer praktischen Funktion und verleiht ihnen eine neue Beständigkeit, die durchdrungen ist von Erinnerungen und suggestiver Kraft. Ihr von einer minimalistischen Ästhetik geprägtes Schaffen basiert auf einem konzeptuellen Ansatz, der mit unserer Wahrnehmung spielen und Geschichten erzählen will, in denen sich Realität und Fiktion vermischen.
Veronika Dierauer, geboren 1973 in Arbon (CH), lebt und arbeitet in Kaltenbach (CH).
Studium der Bildhauerei (1992–1996). Gruppenausstellungen (Auswahl): Museum Franz Gertsch, Burgdorf (2023); Museum zu Allerheiligen Schaffhausen (2022–2023). Zahlreiche öffentliche Kunstprojekte, u. a. für die Städte Martigny (2022) und Frauenfeld (2018). Gewinnerin des Kunstpreises «ERNTE 22» (2022).
Tätigkeitsbereiche: Skulptur und Plastik
