Silvia Gertsch (*1963)

Oft schon wurde die Malerei totgesagt, und genauso oft wurden an ihr massgebende Innovationen und Gültigkeitsnachweise vollbracht. So etwa im Schaffen von Silvia Gertsch. Mit ihrer fotorealistischen Hinterglasmalerei, die das Licht als Quelle lebhafter Sinneseindrücke fassbar macht, behauptet sie sich im Zeitalter digitaler Bildwelten.

Die Tochter des Schweizer Malers Franz Gertsch schlug zunächst eine Laufbahn als Primarlehrerin ein, bevor sie von 1987 bis 1989 die Hochschule für Kunst in Bern besuchte. Noch während des Studiums entdeckte sie die Hinterglasmalerei für sich, welche die Oberflächenästhetik der neuen Medien aufgreift und Farben satter exponiert als die saugende Leinwand. In Acryl entstanden expressive, symbolische Bilder rund um weibliche und androgyne Figuren. Durch die Begegnung mit dem abstrakten Maler Xerxes Ach 1992, der ihr Lebens- und häufiger Ausstellungspartner wird, verändert sich Gertschs Motivwelt: Minimalistisch anmutende Objekte, zum Beispiel Kugeln, werden in verschiedenen Farbnuancen ins Bild gesetzt. Um 1996 kristallisiert sich das Licht als zentrales Thema ihres Schaffens heraus, und fortan dienen selbstgemachte Film- und Fotoaufnahmen als Kompositionsgrundlage. Zunächst fokussiert Gertsch Effekte von künstlichem Licht, etwa in den nächtlichen Strassenszenerien der Serie Movie (1989–2002), bald aber dominieren die vielfältigen Tageslichterscheinungen in Bademotiven – nun in Öl gemalt –, ab 2015 auch in Landschaften. Die von gleissender Sonne oder überblendendem Abendlicht beleuchteten Szenen zelebrieren mit einem Hauch von Melancholie den flüchtigen visuellen Erfahrungsreichtum.

 

Silvia Gertsch gehört neben Gerhard Richter zu den wenigen Kunstschaffenden, welche die traditionell aus der Volks- oder Sakralkunst bekannte Hinterglasmalerei zeitgenössisch fortführen. Ihr Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, beispielsweise 2001, 2002 und 2003 mit dem Werkbeitrag des Kantons Zürich.

 

Silvia Gertsch, 1963 geboren in Bern (CHE), lebt und arbeitet in Rüschegg (CHE).

Tätigkeitsbereich: Hinterglasmalerei


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