„Schreibend zeichnen, zeichnend schreiben” – so beschrieb Rudolf Mumprecht einmal das Programm seiner Kunst, mit der er in Zeichnungen, Radierungen oder Aquatinta-Grafiken den Assoziationsraum zwischen Wort und Bild vermisst.
Mumprecht wuchs in Bern auf, wo er eine Lehre als Kartograf machte. Anfang der 1950er-Jahre lebte er für mehrere Jahre in Paris, besuchte an der Sorbonne Vorlesungen des Semiotikers Roland Barthes, lebte zwischenzeitlich wieder in der Schweiz und von 1961 bis 1964 in Versailles. Mumprecht fand als Autodidakt zur Kunst. Vom frühen Ferdinand Hodler inspiriert, hatte er zunächst figürlich gemalt, sich in den späten 50ern dann aber der gestischen Abstraktion zugewandt, aus der er einen fast kalligrafischen Stil entwickelte. Nach der Rückkehr aus Frankreich liess er sich 1965 in Köniz bei Bern nieder, wo mit Le Miroir 1968 die früheste Arbeit Mumprechts in der Sammlung der Mobiliar entstand. Weitere – undatierte – Blätter aus der gleichen Zeit sind Das trojanische Pferd, Le roi de l’échiquier, La pendule heureuse, La girouette und Le grand jongleur. Was sie eint, ist das spielerische, virtuose Ineinandergleiten von Bezeichnendem und Bezeichnetem im Bildraum. Das Wort wird Motiv, ohne seine Bedeutung zu verlieren. Nicht zufällig wandte sich Mumprecht der Schrift als visuellem Medium zu. In überbordenen, oft bilingualen Sprachbildern wie sichtbar sichtwahr (1979) oder Rendre prendre comprende (1979), in welchen er die Lettern in langen Reihen zwischen Aphorismus und Dada-Poesie tanzen lässt, wird deutlich, wie wichtig ihm der Prozess des Schreibens als Akt wurde – als literarisches Worte-Setzen und als Handwerk des Worte-Ätzens. Von zeichnerischer Leichtigkeit und nahe am Bilderrätsel dagegen sind 12 nature mortes (1983), die in unwahrscheinlichen Begegnungen von Objekten, Früchten und Organen die Visualisierung des Wesens von Harmonie proben.
Mit seiner Experimentierfreude und seinem leichtfüssigen Humor vertritt der Sprachbildner Mumprecht in der Schweizer Kunstgeschichte eine eigenständige Position.
Rudolf Mumprecht, 1918 in Basel (CHE) geboren, lebte und arbeitete in Köniz (CHE). 2019 ist er in Bern verstorben.
Tätigkeitsbereiche: Zeichnung, Malerei, Gouache, Collage, Grafik, Schrift, Aquatinta, Radierung