Nusser Glazova

Die Erforschung der Weiblichkeit im Kontext der Popkultur steht im Mittelpunkt der Arbeit von Julia Nusser (* 1991 in Hassfurt) und Tereza Glazova (* 1996 in Riga) alias Nusser Glazova. Mit ihrer farbenfrohen, bewusst kitschigen Formensprache und dem Rückgriff auf verschiedene Medien – Fotografie, Skulptur, Video, Installation, Performance – äussert das Künstlerinnen-Duo auf ironische Weise Kritik an der Verdinglichung von Körpern und ruft zu Widerstand und Emanzipation auf.

Die Assemblagen Determination, Passion und Success (2021) gehören zu einer Reihe von Werken aus Muranoglas: luxuriös wirkende Handtaschen, die an Zweigen aus Glas oder Holz aufgehängt sind. Die geschliffenen Linien dieser Accessoires, die traditionell mit der Welt der Frauen assoziiert werden, stehen im Kontrast zu den organischen Formen der Zweige. Damit schlagen die Künstlerinnen eine alternative Lesart der Performativität des Geschlechts vor: Sie sublimieren die populäre und standardisierte Vorstellungswelt durch die Verwendung eines kostbaren und zugleich zerbrechlichen Materials in schillernden Farben, das die Möglichkeit zu symbolisieren scheint, die individuelle Einzigartigkeit wieder zur Geltung zu bringen.

Dies erinnert an die Shopping-Bag-Installationen der Genfer Künstlerin Sylvie Fleury, die bereits in den 1990er Jahren für Aufsehen sorgten. Die glamouröse Ästhetik und die Verbindung zwischen Kunst und kapitalistischer Konsumwelt stiessen zu Beginn auf eine gewisse Skepsis. Der Austausch zwischen der «Hochkultur» und dem profanen Raum des Alltags weist aber seit Marcel Duchamps Ready made eine lange Tradition in der Bildenden Kunst auf. Auch Nusser Glazova stehen in dieser Tradition und setzen sich zugleich mit der Dekonstruktion von Geschlechterklischees auseinander, indem sie die formalen Strategien der Konzeptkunst und der Pop-Art durch einen feministischen Blick verändern.

Julia Nusser wurde 1991 in Hassfurt (DE) und Tereza Glazova 1996 in Riga (LV) geboren. Sie leben und arbeiten in Zürich (CH).

Fine Arts-Studium an der ZHdK, Zürich (2017–2023). Einzelausstellung im Longtang in Zürich (2021). Gruppenausstellungen (Auswahl): Museum Franz Gertsch, Burgdorf (2023); Prix Mobilière /artgenève (2022); Palazzina, Basel (2022); Centre d’art contemporain Genève (2021); Centre d’Art Contemporain, Yverdon-les-Bains (2021); Kunsthalle Bern (2021); Kunsthalle Zürich (2020). Nominierung für den Prix Mobilière 2022, Förderbeitrag der AVINA-Stiftung (2020).

Tätigkeitsbereiche: Fotografie, Skulptur, Video, Installation, Performance