Sein Œuvre umfasst mittlerweile Tausende von Werken, vorwiegend Ölgemälde und Aquarelle. Martin Ziegelmüller begann seine künstlerische Laufbahn in den 1950er-Jahren, und er hat sich seither eine eindrückliche Bandbreite an Bildthemen erarbeitet. Grundlegend sind die Faszination für Farb- und Lichtstimmungen sowie sein enger Bezug zur Natur. Viele seiner Motive findet er im Umfeld seines Wohnortes Vinelz im Berner Seeland.
Ein kurzer Abschnitt einer Uferböschung spiegelt sich im Wasser, erscheint dort als weich fließendes Farbgeflecht, in das sich auch das Blau des Himmels mischt. Der Bewuchs ist üppig, es ist Sommer. Wie in vielen seiner Gemälde hat Martin Ziegelmüller auch in diesem auf die Ausformulierung von Details verzichtet, um stattdessen ein in sich stimmiges und stimmungsvolles Bild zu schaffen. Dessen harmonische Wirkung verdankt sich nicht nur einer sorgsam ausgewählten Farbpalette und einem Pinselduktus, der von grosser malerischer Sicherheit zeugt, sondern auch der Aufteilung der Komposition nach dem Prinzip des Goldenen Schnitts. Auch das zweite Gemälde Martin Ziegelmüllers in der Kunstsammlung der Mobiliar fängt einen reizvollen Moment ein: das abendliche oder nächtliche Lichtermeer der nur rund 20 Kilometer von Vinelz entfernten Stadt Biel. Beide Werke können als exemplarisch für das Schaffen des Künstlers angesehen werden, der in nachgerade impressionistischer Manier Städte und Landschaften malt, Seen und Flüsse und Wolkenhimmel, in denen sich manchmal fast spürbar ein Unwetter zusammenbraut. Stets vermitteln seine Werke eine besondere Atmosphäre, einen Eindruck, der bleibt und mitunter sogar surreal düstere Züge annehmen kann.
Schon während seiner Ausbildung zum Bauzeichner nahm Ziegelmüller Zeichenunterricht bei Cuno Amiet (1868–1961), einem der bedeutendsten Schweizer Künstler seiner Zeit. 1955 folgte ein Studium an der angesehenen Académie André Lhote in Paris, 1958 zog er nach Vinelz. Das über die Jahrzehnte beharrlich weiterentwickelte Schaffen Ziegelmüllers wurde 2011 im Kunstmuseum Bern und im Kunsthaus Langenthal mit einer grossen Überblicksausstellung gewürdigt.
Martin Ziegelmüller wurde 1935 in Graben bei Herzogenbuchsee (CHE) geboren. Er lebt in Vinelz (CHE).
Tätigkeitsbereiche: Malerei, Zeichnung, Grafik
Uns Künstlern ist klar, dass Kunst uns weiterbringt. Wir sehen und durchschauen die Welt. Dass wir dabei etwas überheblich geworden sind, ist menschlich. Wir fühlen uns zusehends als jene Elite, deren Einfluss grösser sein müsste. Aber seit der Impressionistendebatte vor mehr als 150 Jahren fühlen wir uns unverstanden. Mit unseren Werken zeigen wir vor, wie die Welt zu sehen sei. Aber da unverständige Publikum hält mit unseren Einsichten nicht mit. Begreiflich, dass wir uns seither als unverstandene Elite fühlen. Die Entwicklung der Kunst ist seit den Impressionisten immer rascher und turbulent vorangegangen. Der Zwiespalt zwischen Kunstelite und Publikum ist unüberbrückbar geworden. Wir Künstler haben längst resigniert und uns dafür den strahlenden Heiligenschein der Unverstandenen aufgesetzt. Von altersher haben wir Erfahrung mit Heiligenscheinen. Vor Jahrhunderten schmückten wir Kirchenfürsten und Einsiedler damit. Jetzt beanspruchen wir sie selber. Aber Heiligenscheine machen impotent. Das ist leider wenig bekannt. Das wäre übrigens ein interessantes Thema für einen Grafikzyklus. Ich muss das im Auge behalten.