Man kann sich kaum sattsehen an der fröhlichen Buntheit von Maria Nepomucenos Werken, an der Geschmeidigkeit der Formen und der handwerklichen Präzision ihrer Ausführung. Unter Einbeziehung traditioneller brasilianischer Web- und Knüpftechniken hat die Künstlerin eine genuine skulpturale Sprache entwickelt, in der sich die Verbundenheit alles Organischen spiegelt.
Bereits im Alter von vierzehn Jahren begann Nepomuceno ihre künstlerische Ausbildung mit freien Kursen an der Escola de Artes Visuais do Parque Lage in Rio de Janeiro. Hier sollte sie 2004 auch ihren Abschluss in Kunst und Philosophie erlangen, nachdem sie zuvor Studien in Industrial Design und Set Design absolviert hatte. Schon bald darauf trat sie mit Objekten in Erscheinung, in denen Spiralformen aus meist farbigen Seilen eine zentrale Rolle spielen. Kombiniert mit symbolisch lesbaren Materialien wie Perlen, Tongefässen, geflochtenem Stroh und Fundgegenständen, etwa Pflanzensamen oder Backsteinen, gestaltet sie eigenwillig wuchernde Skulpturen, die sich oft zum grossräumigen und teils auch begehbaren Environment ausdehnen. Landschaften und florale Gebilde klingen darin ebenso an wie mikroskopische, zellulare Strukturen und eine teils erotisch konnotierte Körperlichkeit. Auch die Arbeit in der Sammlung der Mobiliar beinhaltet solche Andeutungen. Kastenförmige Wandobjekte dieser Art entstehen seit etwa 2017. Sie bündeln in handlichem Format die beherzte Lebensbejahung, die Nepomucenos Schaffen durchzieht. Puro Prazer heisst denn auch das hier betrachtete Werk: «Reine Wonne».
Maria Nepomucenos Werke werden seit den frühen 2000er-Jahren in Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit gezeigt. Ihr internationaler Erfolg ist auch Ausdruck des neu erwachten Interesses für Kunst jenseits des westlichen Kanons. Zudem war Nepomuceno schon früh in der Galerie A Gentil Carioca in Rio vertreten, die Ernesto Neto, einer der prominentesten brasilianischen Künstler der Gegenwart, mitbegründet hat.
Maria Nepomuceno, 1976 geboren in Rio de Janeiro (BRA), lebt und arbeitet ebenda.
Tätigkeitsbereiche: Skulptur, Installation, Malerei, Zeichnung, Collage