Das Besondere an Ernesto Neto (* 1964 in Rio de Janeiro, wo er lebt und arbeitet), der wie andere Kunstschaffende die Beziehungen zu anderen Menschen, anderen Lebensformen und der Umwelt in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt, ist seine Verbundenheit mit den verschiedenen Ausdrucksformen der brasilianischen Kultur und die Bedeutung, die er der Gemeinschaft beimisst.
Die Installation Earth Hug (2021) bringt die Vorstellung des Künstlers, dass die Skulptur eine Erweiterung des Körpers und der Körper eine Erweiterung der Erde ist, aufs Schönste zum Ausdruck. Sie zeugt aber auch vom Einfluss seiner Zusammenarbeit mit dem indigenen Volk der Huni Kuin im brasilianischen Amazonasgebiet, ihrer Weltanschauung und ihrer spirituellen Verbindung zur Natur – Elemente, die seit den 2010er Jahren zu wesentlichen Bestandteilen seiner Kunst geworden sind.
Seit Mitte der 1990er Jahre hat Ernesto Neto eine Reihe von Skulpturen und skulpturalen Installationen geschaffen, die die Konstruktionen des sozialen Raums und der natürlichen Welt erforschen und zu physischer Interaktion und sinnlicher Erfahrung einladen. Seine immersiven Umgebungen sind als Räume der Begegnung, des Austauschs und der Selbstreflexion konzipiert, in denen Musik, Tanz und die rituelle Dimension oft eine zentrale Rolle spielen. Inspiriert vom Biomorphismus, von der minimalistischen Skulptur, der Arte Povera und dem brasilianischen Neokonkretismus der 1960er Jahre, verwendet der Künstler organische Formen und Materialien – unter anderem gehäkelte Netzstrukturen, Gewürze, Sand und Muscheln. Diese erzeugen eine neue Art von multisensorischer Wahrnehmung, die die Grenzen zwischen Kunstwerk und betrachtender Person, Organischem und Künstlichem, natürlicher, spiritueller und sozialer Welt neu definiert.
Ernesto Neto wurde 1964 in Rio de Janeiro (BR) geboren, wo er auch lebt und arbeitet.
Ausbildung am MAM Museum of Modern Art in Rio de Janeiro (1984–1986) und an der Escola de Artes Visuais do Parque Lage (1987}. Seine Arbeiten wurden in grossen Einzelausstellungen auf der ganzen Welt gezeigt und waren in vielen Gruppenausstellungen und Biennalen vertreten, so etwa an der 14. Biennale von Lyon (2017) und der Manifesta 7 (2015). Im Jahr 2001 vertrat er Brasilien auf der 49. Biennale von Venedig.
Tätigkeitsbereiche: Skulptur, Installation
Photo credit Porträt: Pepe Schettino