Jorge Méndez Blake (*1974)
Seit Beginn seiner Karriere Ende der 1990er-Jahre interessieren den Mexikaner Jorge Méndez Blake die Beziehungen zwischen Literatur, Architektur und bildender Kunst. Ausgangspunkt seiner Zeichnungen, Skulpturen, Video-, Sound- und Neonarbeiten sind häufig literarische Texte, etwa von William Shakespeare, Jules Verne, James Joyce oder Jorge Luis Borges.
Aufgewachsen in Guadalajara, studierte Jorge Méndez Blake dort Architektur an der Universidad ITESO und war Herausgeber des Literaturmagazins seiner Hochschule. Anknüpfend an den Gedanken, dass jedes Buch einen Raum schafft, den Lesende mittels Sprache betreten und bewohnen, versucht er in seinen Arbeiten, Literatur in die dritte Dimension zu übertragen und dem Akt des Lesens dadurch eine physische Dimension zu verleihen. Mal sind es monumentale Strukturen aus Stein, die er auf Werken wie Karl Marx’ Das Kapital oder Franz Kafkas Das Schloss errichtet, mal nutzt er sprachliche Zeichen als Material für eigenwillige Hybride zwischen abstrakter Malerei und konkreter Poesie wie in der Bilderserie Todos los guiones de Dickinson (2016), für die er sämtliche Gedankenstriche aus den Gedichten von Emily Dickinson als eine Art Meditation über das Innehalten und Abwägen mit dem Cutter und dem Pinsel auf Leinwand brachte. Méndez Blake versteht seine Arbeiten als ortsspezifische Eingriffe, so auch die in zartem Gelb leuchtende Neonarbeit Poem In A Corner (2019) aus der Sammlung der Mobiliar. Unauffällig und doch markant schmiegt sich die Arbeit in die Ecke des Raumes und verleiht ihrem Titel damit konkrete Gestalt. Der Ort definiert die Bedeutung und damit das Verhältnis zu den Betrachtenden. Die Poesie dieser Arbeit entfaltet sich erst im Dialog mit der spezifischen räumlichen Situation, ohne die sie nicht denkbar wäre. Als Komposition aus Neonbuchstaben verweist sie zugleich auf die Materialität des Schreibens.
Die Konsequenz, mit der Jorge Méndez Blake in seinem Werk Analogien zwischen der literarischen Imagination und räumlichen Strukturen in der physischen Welt herstellt, Brücken baut zwischen Wort und Bild, verschafft ihm innerhalb der Konzeptkunst eine unverwechselbare Position.
Jorge Méndez Blake wurde 1974 in Guadalajara (MEX) geboren, wo er heute lebt und arbeitet.
Tätigkeitsbereiche:
Zeichnung, Installation, Assemblage, Sprache, Skulptur, Neon, Ton, Video