Die wichtigste Inspirationsquelle für Jacobo Castellanos künstlerische Arbeit ist seine eigene Lebensgeschichte. So begibt er sich etwa auf eine Spurensuche, die ihn zurück in seine Kindheit führt und zu dem Haus, in dem er aufgewachsen ist. Was er dort vorfindet – Papier, Objekte, Holz, Plastik, Seife, Staub –, verarbeitet er zu Skulpturen und Installationen voller autobiografischer und kunsthistorischer Referenzen.
Das Objekt Untitled (2014) ist exemplarisch für das Schaffen von Jacobo Castellano. Die aus den Bestandteilen eines zerlegten Keilrahmens zusammengenagelte Figur, an der noch unbemalte Leinwandreste haften, erinnert auf den ersten Blick an eine Gliederpuppe. Wir sehen eine vertikale Latte, darüber zwei gekreuzte Latten, die Arme und Beine andeuten. Der Kopf steht hervor wie eine lange Pinocchio-Nase. Zuunterst, am linken Fuss, hängt ein kleiner Gummiball, der die ganze Figur ins Lot setzt. Raue Oberflächen, Bruchkanten und die Farbigkeit des Materials verleihen dem Objekt den nostalgischen Charme eines Dachbodenfundes. Für Castellano erzählt jedes Objekt eine Geschichte über Zeit, Vergänglichkeit und Erinnerung. Und so geben alle Dinge, die wir im Laufe unseres Lebens ansammeln, entsorgen oder wieder aus dem Abfall zurückholen, Aufschluss über unsere Identität.
Wenn Castellano in seiner Kunst alltägliches, vermeintlich wertloses Material verwendet, dann lässt sich eine Verbindung zur Arte-Povera-Bewegung der 1960er/70er-Jahre ziehen. Castellanos Arbeiten besitzen eine gleichermassen melancholische wie spielerische Note. Er selbst hat sie wiederholt mit «Spielzeug» verglichen.
Jacobo Castellano wurde 1976 in Jaén (ESP) geboren. Er lebt und arbeitet in Madrid (ESP).
Tätigkeitsbereiche: Installation, Skulptur
“Maybe art should be understood as means to explore our milieu. In this sense we can all decide wether to use it or not. I guess the question then should be: do we want to be helped by art? Art, as a tool, will always welcome us. It's a matter of everyone.“ («Vielleicht sollte die Kunst als Mittel zur Erforschung unseres Milieus verstanden werden. So gesehen steht es uns allen frei, ob wir dieses Mittel nutzen wollen oder nicht. Ich denke, die Frage sollte dann so lauten: Wollen wir uns von der Kunst helfen lassen? Die Kunst als Hilfsmittel steht uns jederzeit bereit und ist für alle da.»)