Franz Eggenschwiler (1930-2000)

Franz Eggenschwiler war ein leidenschaftlicher Sammler von Objekten. Diese suchte und fand er vor allem auf Schrottplätzen oder in alten Häusern und Fabriken, aber auch in der Natur, in Geröllhalden oder Bachbetten. Die gesammelten Gegenstände reihte er auf - sorgsam nach Objektart getrennt - auf Regalen und Gestellen in seinem Haus und um sein Haus herum, in Kästen, Schubladen und auf Gesimsen. Dort harrten sie aus, die Steine, Splinten, Speerformen, Bolzen, Schrauben, Ackergeräte, Kruzifixe und Badewannenfüsse, bis sie in einem schöpferischen Akt des Künstlers durch gezielte Auswahl und Platzierung zu neuem Leben als Kunstwerk erweckt wurden.

Das Kastenrelief Mensch. Sicherheit und Gefahr von 1988, welches Eggenschwiler im Auftrag der Mobiliar für die Wand gegenüber der Empfangstheke im Hauptgebäude an der Bundesgasse 35 schuf, zeichnet sich durch einen barocken Reichturn an gefundenen, aber zum grossen Teil auch für diesen Kasten neu angefertigten Objekten aus. Im Umriss weist das Relief auf die Geografie der Schweiz hin: linker Hand schweben Ufos über dem Genfersee, in der Innerschweiz findet sich ein eherner Blumenstrauss, umgeben von der Teufelsbrücke und dem Phönix, der aus der Asche steigt. In den Bündner Bergen wird ein Schweizer Kreuz von grossen Geste ins brocke n bedrängt, darüber flitzt ein Feuerteufel, bedrohlich und schützend zugleich. Eggenschwiler ist ein Künstler, dessen Kreativität sich in der Fülle seiner assoziativen Einfälle auslebt. Er verbindet darin persönliche Erfahrungen mit mythischen Visionen und esoterischem Wissen, er kombiniert in paradoxer und erstaunlich wirkungsvoller Weise unternehmerisches Denken und Handeln mit dem Glauben an die Sterne. Das Thema Eros ist immer wieder von Bedeutung. Zur Figur, die rechter Hand ausserhalb des Kastenreliefs erscheint, meinte der Künstler anlässlich der Montage schmunzelnd: «Prinzessinnen können sich jederzeit in Hexen verwandeln, es kommt nur auf die Erfahrung und den Blickwinkel an!» Zur inhaltlichen Vielfalt gesellt sich ein feines Gespür für Farbe und Form. Auf den ersten Blick mag das Kastenrelief als ‚Schrotthaufen‘ wahrgenommen werden. Erst bei näherer Betrachtung erweist sich die sorgfältige Wahl der Mittel als ein ausgewogenes Spiel zwischen harten und weichen, matten und glänzenden Oberflächenstrukturen, als eine symbiotische Verbindung martialischer Gesten und stiller, in sich versunkener Objekte, als ein spannungsvolles Gegeneinander von Chaos und Ordnung.

(Quelle: Katalog ‚Innovation und Tradition‘, Bern 2001)

 

Geboren wurde Franz Eggenschwiler 1930 in Aedermannsdorf (CHE), gestorben ist er 2000 in Eriswil (CHE).

Tätigkeitsbereich: Zeichnung, Malerei, Plastik

Werke von Franz Eggenschwiler

© Franz Eggenschwiler
Franz Eggenschwiler

Dornwippe

© Franz Eggenschwiler
Franz Eggenschwiler

Mondaffe 1996