Reduktion und Präzision, das Spiel mit Geometrie, mit Strukturen, Serien und Variationen – auf den ersten Blick hat es den Anschein, als stünde das Schaffen des Zürcher Künstlers Beat Zoderer in der Tradition der Zürcher Konkreten. Beim zweiten Blick aber wird klar: Hier steigt einer mit Verve und Witz und Leichtigkeit über die Theoriegebäude eines Richard Paul Lohse oder Max Bill hinweg, um mehr Leben in die Kunst zu bringen.
Lohse und Bill begriffen die konkrete Kunst als eine Möglichkeit, universelle Gesetzmässigkeiten anschaulich zu machen. Ihre Bildstrukturen standen für eine autonome Kunst, sollten in ihrer Logik aber auch als visuelle Formeln für natürliche oder gesellschaftliche Systeme gelesen werden können. Zoderer stellt den Bezug zur Welt auf eine ganz andere Weise her: Indem er für die Konstruktion seiner Objekte meist alltägliche Materialien verwendet, die schon die gewünschte Farbigkeit mitbringen, vom Baumarktartikel bis hin zu Bastelbedarf oder Haushaltswaren. Hier also tut sich ein Graben auf zwischen dem tendenziell vergeistigten Ansatz der Zürcher Konkreten und dem anarchischen Vorgehen Zoderers, der weniger die Autonomie der Kunst feiert als ihre Lebensnähe. Bei aller Sorgfalt in der Konzeption seiner Werke räumt er immer wieder auch dem Zufall, dem Nicht-Perfekten ein Platz ein. Nicht das Dogma interessiert ihn, sondern die Ambivalenz, das Spannungsverhältnis zwischen hehrer Kunst und Banalität, Logik und Sinnlichkeit, System und Chaos. Drei seiner Werke in der Sammlung der Mobiliar stammen aus der 49-teiligen Tondo-Serie Arabesque von 2007. Wie das Halbkugelrelief gehören sie zu jenen Werkreihen, in denen Zoderer die Geometrie verlässt, um sich organischen, ornamentalen Gestaltungen zuzuwenden.
Zoderer arbeitete als Bauzeichner, bevor er sich 1979 für die freie Kunst entschied. Mitte der 1980er-Jahre begann er, mit Fundobjekten zu arbeiten. Das Prinzip der Dekontextualisierung kunstferner Materialien und ihre Einbindung in geometrische Ordnungssysteme zieht sich wie ein roter Faden durch sein Schaffen, das seit den 1980er-Jahren vielfach ausgestellt und ausgezeichnet wurde.
Beat Zoderer wurde 1955 in Zürich (CHE) geboren. Er lebt in Wettingen (CHE) und Genua (ITA).
Tätigkeitsbereiche: Malerei, Plastik, Objektkunst, Installation, Kunst-am-Bau
Das sehen und versuchen zu verstehen oder seine eigenen Assoziationen spielen zu lassen oder sich einfach auf eine virtuelle Reise zu begeben - so hat sich die Kunst schon selber legitimiert und gelohnt.