Andrea Loux untersucht in ihren Arbeiten die Strukturen familiärer Mikrokosmen und anderer Systeme. Sie interessiert sich dabei vor allem für die ambivalenten Aspekte, für die Gleichzeitigkeit von Nähe und Distanz, Idylle und Horror.
Bekannt wurde Loux Ende der 1990er-Jahre mit Performances, für die sie sich unter Tische, in Schränke oder Regale quetschte und so die Zwänge thematisierte, denen wir uns im Alltag anpassen. Mit der Videoarbeit My Box is My Castle knüpfte Loux 2001 an diese humorvolle Erkundung des Verhältnisses von Körper und Raum an. Sie filmte sich von vorne und hinten in einer Kiste kauernd, deren Wände den Bildraum begrenzten. Auf zwei rückseitig aneinanderstehenden Monitoren präsentiert, entstand so der Eindruck, als taste Loux sich auf der Suche nach sich selbst entspannt durch die engen Gehäuse der Geräte.
Andrea Loux hat ein feines Gespür für die sanften Verschiebungen des Gewöhnlichen ins Absurde, Unheimliche. Im Zentrum ihres zwischen 2002 und 2008 entstandenen Zyklus Geschlossene Gesellschaft steht nicht zufällig die Familie als Ort der Geborgenheit und des Gefangenseins in Rollenmustern. Die Beziehungsdynamiken, die sich hier ergeben, kommentiert Loux’ Serie My Family von 2003 mit schräger Ironie. Ausgangspunkt der digital bearbeiteten Fotografien sind anonyme Familienbilder aus dem Internet, auf denen sie mit Linien, Kreisen und Pfeilen angebliche psychische oder energetische Verbindungen zwischen den einzelnen Personen markierte. Diese fiktiven «Psychogramme» bilden ästhetisch und erzählerisch ein wichtiges Fundament weiterer Arbeiten zu Geschlossene Gesellschaft, in denen Loux die Zusammenhänge familiärer Abhängigkeit und Zugehörigkeit in (alb)traumartigen Settings im Look der 1970er-Jahre durchspielt.
Loux’ Arbeiten greifen Elemente des Surrealismus, des absurden Theaters und des Horrorfilms auf. Ihr lebhaftes Interesse an der Erneuerung surrealer Bildwelten teilt sie mit Schweizer Kunstschaffenden wie Chantal Michel oder Yves Netzhammer.
Andrea Loux, 1969 geboren in Bern (CHE), lebt und arbeitet in Bern (CHE).
Tätigkeitsbereiche: Video, Zeichnung, Fotografie, Mixed Media, Performance
Kunst lässt Freiräume zu – innere und äussere; sie lässt mich hinterfragen und andere Perspektiven einnehmen - sie findet Antworten auf ungestellte Fragen.