Falten, biegen, schichten, schweissen – Werner Witschi kannte viele Techniken, um aus einfachen Lochblechen oder Drahtgittern geometrisch-abstrakte Skulpturen zu schaffen, die beim Umschreiten changierende optische Rhythmen und Wellen erzeugen.
Witschi wuchs in einem Lehrerhaushalt in Urtenen bei Bern auf. Auch er selbst machte eine Lehrerausbildung und studierte dann kurzzeitig Malerei in Paris sowie Zeichnen an der Kunstgewerbeschule in Bern. Von 1929 bis zu seiner Pensionierung 1971 arbeitete Witschi als Lehrer in Flims, Bolligen und Bern. Nebenher malte er gut 20 Jahre lang vor allem Landschaften, Stillleben und biblische Szenen, bis er ab Anfang der 1950er-Jahre begann, mit Schablonen- und Druckverfahren zu experimentieren und – begeistert vom Werk Jean Dubuffets – erste Reliefs aus Papier, Holz und Metall schuf. Ab 1960 löste Witschi sich zunehmend von der Figürlichkeit, arbeitete mit räumlichen Staffelungen und Schichtungen von Lamellen oder Sieben, die er Mitte der 1960er-Jahre dann in Bewegung versetzte und somit flimmernde Moiré-Effekte erzeugte. In den 1970er-Jahren vervielfältigte er diese optischen Irritationen durch Verwendung von Spiegeln und farbigem Acrylglas, verabschiedete sich zugleich aber wieder von der physischen Bewegung der Werke selbst und konzentrierte sich auf die durch die Bewegung der Betrachtenden im Raum erzeugten Wirkungen.
Auch die drei Arbeiten Witschis aus der Sammlung der Mobiliar spielen mit diesem Phänomen und nutzen den Moiré-Effekt. Der aus schwarzem Lochblech in Dreiecks- und Quadratformen gefaltete Moiré-Körper (1985) etwa lässt durch die räumliche Verschiebung der Rasterflächen den Leeraum zwischen ihnen im Vorbeigehen in verschiedenen rhythmischen Interferenzen förmlich vibrieren. Die aus doppeltem Drahtgitter geschichtete quadratische Wandplastik (1986) hingegen ruft gezielt einen ganz bestimmten, grob gerasterten Moiré-Effekt hervor, und auch das Objekt Ohne Titel (Moiré-Stele) (1996), das Witschi 90-jährig schuf, lässt sich als Versuch verstehen, die Plastik von ihrer optischen Wirkung und der Abfolge der wechselnden Muster her zu denken und diese nicht dem Zufall zu überlassen.
Werner Witschi gehörte ab den 1960er-Jahren neben Bildhauern wie Walter Linck (1903–1975) und Arnold Zürcher (1904–1994) zu den wichtigen Vertretern konstruktivistisch geprägter Plastik in Bern.
Werner Witschi, 1906 in Urtenen (CHE) geboren, starb 1999 in Bolligen (CHE).
Tätigkeitsbereiche: Objektkunst, Plastik, Kinetische Kunst, Malerei, Grafik