Urs Lüthi hat seit Beginn seiner künstlerischen Karriere 1966 ein weitgefasstes Œuvre geschaffen, das von der Pop-Art inspirierte Gemälde und geometrisch-abstrakte Werke ebenso einschliesst wie figurative Bilder, Fotografien, Videos und Plastiken. Doch ein Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Jahrzehnte: die Selbstbefragung des Künstlers und die Preisgabe verschiedener Facetten seiner Persönlichkeit.
Nach seinen ersten malerischen Anfängen sorgte Urs Lüthi in den frühen 1970er-Jahren mit Schwarz-Weiss-Aufnahmen für Aufsehen, in denen er sich selbst als androgyner Jüngling oder auch als mondäne Diva inszenierte und so die eigene Identität spielerisch in einer Kunstfigur auslotete. Dieses Experimentieren mit Ambivalenzen prägt auch viele seiner folgenden Werkzyklen. Man kann es verstehen als eine mal mehr, mal weniger offensive Strategie, sich jeder einengenden Zuschreibung entgegenzustellen, frei zu bleiben. In diesem Sinne erscheinen die vier Selbstporträts, die sich heute in der Kunstsammlung der Mobiliar befinden, wie Umschreibungen einer Identität, die sich, wenn überhaupt, nur in mehreren Bildern einfangen lässt – so wie ein Satz nie ausreicht, um etwas in seiner Gänze zu erfassen. Wie sein eigenes Ich hat Lüthi in der Serie Placebos & Surrogates (1996–2001) die menschliche Sehnsucht nach einer heilen Welt durchdekliniert. Unser Streben nach Erfolg, Gesundheit und Schönheit reflektiert er anhand kommerzieller Produkte, die wie ein Heilsversprechen feilgeboten werden. Dass in dieser Serie mitunter sein eigenes Konterfei aufscheint, bringt eine raffiniert-ironische Note ins Spiel.
Urs Lüthis Schaffen wird seit den 1970er-Jahren von einer regen Ausstellungstätigkeit begleitet. So war er beispielsweise 1977 auf der documenta 6 in Kassel vertreten und vertrat 2001 die Schweiz auf der Biennale von Venedig. Wichtige Einzelausstellungen hatte er unter anderem im Museum Folkwang in Essen (1978), im Bonner Kunstverein (1993) und im Kunstmuseum Luzern (2009). Von 1994 bis 2013 war Lüthi Professor an der Kunsthochschule in Kassel.
Urs Lüthi wurde 1947 in Kriens (CHE) geboren. Er lebt heute in München (DEU).
Tätigkeitsbereiche: Malerei, Zeichnung, Fotografie, Video Plastik, Performance
ART IS THE BETTER LIFE (KUNST IST DAS BESSERE LEBEN)