In seiner künstlerischen Praxis, die eine Vielzahl von Medien und Formaten wie Zeichnung, Installation, Performance, Publikation umfasst, sucht Tobias Gutmann (* 1987 in Wewak in Papua-Neuguinea, lebt und arbeitet in Zürich) die Schönheit in der Normalität. Mit seiner direkten und verspielten Bildsprache schafft er Stimmungen und Erlebnisse, die sich positiv auf die Menschen auswirken sollen.
Das Zeichnen steht im Mittelpunkt seiner Arbeit. Dabei manifestieren sich seine Gedanken in grafischen Gesten, aus denen Formen zwischen Figuration und Abstraktion, Bekanntem und Unbekanntem hervorgehen. «Der Strich ist Leben, Rhythmus, Pause, Spiel und Bewegung. Die Zeichnung hat einen Anfang und ein Ende. Sie lebt, während sie entsteht», so der Künstler. Porträt (2022) – ein in geschwungenen Strichen und fröhlichen Farben abstrakt gezeichnetes Gesicht – strahlt eine positive Energie aus. Diese Komposition konkretisiert das Konzept der visuellen Agency, das Kunstwerke als Entitäten mit einer Handlungsmacht auf den Raum, in dem sie sich befinden, und auf die Menschen, die sie betrachten, versteht.
Die Begegnung zwischen Menschen, Kulturen und Orten ebenso wie die kollektive Erfahrung stehen im Mittelpunkt des Schaffens des Künstlers. Im Rahmen seines Face-o-mat-Projekts begegnete er über 5000 Menschen auf der ganzen Welt, um abstrakte Interpretationen ihrer Gesichter zu zeichnen. Aus dem Face-o-mat hat Tobias Gutmann schliesslich Sai Bot, seinen digitalen Künstlerzwilling einwickelt: eine kunstschaffende künstliche Intelligenz, die ausgehend von dem über die Jahre hinweg entwickelten Zeichnungsstil des Künstlers subjektive Bilder von Menschen zeichnet, die mit ihm interagieren. Dieses ehrgeizige transmediale Projekt erforscht eine neue Art der kreativen Begegnung – die zwischen Mensch und Maschine – und fördert die aktive Beteiligung des Publikums.
Tobias Gutmann wurde 1987 in Wewak (PNG) geboren. Er lebt und arbeitet in Zürich (CH).
Bachelor in Visueller Kommunikation an der Hochschule der Künste Bern (2008–2011), Master in Storytelling an der Konstfack in Stockholm (2012–2014) und Master in Fine Arts an der ZHdK, Zürich (2018–2020). Einzelausstellungen (Auswahl): Mobiliar Kunstsammlung, Bern (2022–2023); Oncurating Project Space, Zürich (2020); Centre Pompidou, Paris; Art Central, Hong Kong; Mindapark, XiChong und Shenzhen; Kunsthaus Langenthal; Cartoon Museum, Basel; Kunsthaus Grenchen (2017–2018). Nominierung für die Swiss Design Awards (2014, 2015, 2018, 2022).
Tätigkeitsbereiche: Zeichnung, Installation, Performance
Photo credit Porträt: Jonathan D. Ospina