Opavivará ist der Name eines 2005 in Rio de Janeiro gegründeten Künstlerkollektivs. Die Gruppe entwickelt Aktionen für Stadträume, aber auch für Galerien oder Kulturinstitutionen. Die Absicht ist, den öffentlichen Raum in einer ungewohnten Nutzung zu präsentieren. Es geht vor allem darum, Objekte und Installationen zu realisieren, die eine kollektive Erfahrung ermöglichen.
Die Künstlergruppe Opavivará ist damit bekannt geworden, dass sie den Stadtraum zu ihrem Interventionsfeld macht. So stattet sie etwa eine Strassenecke mit Brausen und einer weissen Kachelwand aus, sodass, wer will, in aller Öffentlichkeit eine Dusche nehmen kann. Mit selbst konstruierten Vehikeln sind ihre Mitglieder publikumswirksam im Stadtraum unterwegs, oder die Gruppe versammelt an Freilufttischen Passanten und animiert sie zum kollektiven Kochen oder Cocktailmixen. Im Mittelpunkt der Aktionen steht immer die Umnutzung des Stadtraums durch kleine, aber wirkungsvolle Eingriffe, welche die Passanten über ein gemeinschaftliches Erlebnis an eine «soziale Skulptur» heranführen und daran teilnehmen lassen. Wenn das Kollektiv in einer Parade durch Frankfurts Strassen zieht, dann kommt es zu Umnutzungsideen wie einem Karaoke-Rollstuhl, einer mobilen Getränkebar, einem Grillfeuer auf Rädern oder einem fahrbaren Spülbecken. Allesamt Arbeiten, die sich nun im Besitz der Mobiliar befinden.
Opavivarás Arbeiten passen gut in den gegenwärtigen Trend zur partizipatorischen Kunst. Inspiriert von Praktiken der brasilianischen Ureinwohner, haben die Künstler an der Art Basel mit Hängematten und einem Tisch mit Teekräutern eine Atmosphäre temporärer Gemeinschaft und Kontemplation eindrucksvoll in den Kunstraum implementiert.
Tätigkeitsbereiche: Performance, Aktion, soziale Skulptur, Installation
“We understand art as creation of public moments. So, the time has come to suspend social boundaries and definitions. In a stratified, specialised, standardised, mapped, sieged, walled-off, heritaged, privatised world, which has been fragmented into infinite territories and ghettos that strive to acquire legitimacy under a multicultural, neo-liberal ideal, the public moment emerges as a collective ritual that opens up to all in general; it glorifies indomitable individuals, stripped of their submission and social, cultural, identity, ethnical, body, and gender shields. The senses of the public moment are activated by the sudden suspension of social inequalities and the confluent acceleration of multiple individuals who express a moving diversity.” («Wir verstehen Kunst als das Schaffen öffentlicher Momente. Die Zeit ist reif, dass soziale Grenzen und Definitionen aufgehoben werden. In einer in Gesellschaftsschichten, spezialisierten, standardisierten, vermessenen, belagerten, abgeschotteten, denkmalgeschützten, privatisierten Welt, die in zahllose, mit einem multikulturellen, neoliberalen Ideal nach Legitimität strebenden Territorien und Ghettos aufgesplittert ist, entwickelt sich der öffentliche Moment zu einem kollektiven Ritual, das sich generell allen öffnet. Es preist die unbezwingbaren Individuen, die sich ihrer Unterordnung entzogen und ihrer sozialen, kulturellen, identitätsspezifischen, ethnischen, körperlichen und geschlechtlichen Schilde entledigt haben. Die Bedeutungen des öffentlichen Moments werden aktiviert durch die plötzliche Aufhebung der sozialen Ungerechtigkeiten und die zusammenfliessende Beschleunigung von mehreren Personen, die eine bewegende Vielfalt ausdrücken.»)