Olga Titus verbindet in ihren multimedialen, oft farbintensiven Arbeiten digitale Bildkompositionen mit haptisch reizvollen Materialien wie Pailletten und Stoffen oder spezifischen Drucktechniken. Inspiriert von visuellen Codes unterschiedlicher Kontexte, Kulturen und Stereotype, lotet sie den Grenzbereich zwischen Imagination und Realität aus.
Wuchernde Pflanzen, ein Insektenschwarm, wilde Wasserströme: In der dreiteiligen Werkserie Shapeshifter (2024) scheinen sich die organisch-abstrakten Motive je nach Blickwinkel zu bewegen. Durch den Lentikulardruck, ein Verfahren, das vor allem durch Postkarten mit Wechsel- und Wackelbildern verbreitet ist, wird sowohl Bewegung als auch Tiefe suggeriert. Ergänzt durch die matten, zeichnerisch anmutenden Linien des UV-Drucks entsteht eine weitere Bildebene und damit ein spannungsreiches Wechselspiel zwischen Flächigkeit und räumlicher Illusion. In Shapeshifter greift die Künstlerin die Fluidität der Wahrnehmung auf und betont die aktive Rolle der Betrachtenden – zwei Ausgangspunkte, die ihre gesamte Praxis prägen.
Olga Titus’ vielschichtige Arbeit bricht die Grenzen zwischen analogen und virtuellen Medien auf und schafft eine hybride visuelle Erfahrung, die eine kritische Reflexion von Identität, Wahrnehmung und kultureller Zugehörigkeit ermöglicht. Sie erinnert an Collagetechniken des Surrealismus und die multimedialen Ansätze der Pop-Art. Gleichzeitig stehen ihre Werke in einer Tradition, die Materialität und Wahrnehmung als dynamische, wandelbare Grössen begreift, vergleichbar mit Kunstströmungen wie der Op-Art und der kinetischen Kunst.
Olga Titus, 1977 in Glarus geboren, lebt und arbeitet in Winterthur.
Ausbildung als Textildesignerin in St. Gallen, anschliessend Bachelorabschluss an der HSLU –Hochschule Luzern in Design und Kunst. Einzelausstellungen (Auswahl): Kunstmuseum Thurgau (2024); Kunsthalle Darmstadt (2021); Whitebox Harlem, New York (2019); Kunsthalle Luzern (2018). Gruppenausstellungen (Auswahl): Deji Art Museum, Nanjing (2023); Aargauer Kunsthaus, Aarau (2023); Kunst Museum Winterthur (2022); Biennale Kulturort Weiertal (2021). Ausgezeichnet u. a. mit einem Werkbeitrag des Kantons Zürich (2024), dem Kunstpreis des Bündner Kunstvereins (2022) und dem Kunstpreis des Kunstmuseums Winterthur (2019).
Tätigkeitsbereiche: Mixed-Media, Textilkunst, Video, Installation, Malerei