Mili Jäggi (1931-2005)

Farbfeldmalerei ist nicht gleich Farbfeldmalerei. Mili Jäggi hat in ihrem reifen Schaffen diese spezifische Gattung zu einem eigenständigen, eindringlichen visuellen Ausdruck geformt, der zugleich selbstbewusst und zart anmutet, Minimalistisches und Metaphysisches verbindet.

Aufgewachsen im ländlichen Moosseedorf bei Bern, besuchte Mili Jäggi als Jugendliche Kurse an der Kunstgewerbeschule Bern und absolvierte eine Grafiklehre. In den 1950er-Jahren verdiente sie ihren Lebensunterhalt als selbstständige Grafikerin und machte Bekanntschaft mit dem Maler Rolf Iseli sowie mit Diether Roth, Marcel Wyss und Eugen Gomringer, den Gründern der Kunstzeitschrift Spirale. Damals arbeitete Jäggi an einem – leider nicht erhaltenen – künstlerischen Frühwerk, das sie weiterentwickelte, als sie sich in den 1960er-Jahren bei einer Berner Restaurierungsfirma anstellen und zur Pergamentrestauratorin ausbilden liess. Um 1977/1978 fand sie schliesslich zu ihrem genuinen Stil, der sich durch feinst nuancierte Farbverläufe von grosser sinnlicher Kraft auszeichnet: Auf meist annähernd menschengrossen, hochformatigen Packpapieren, die eine fast körperhafte Präsenz entfalten, erprobte sie in mehrfacher Schichtung die atmosphärische und emotionale Qualität eines mal lasierenden, mal kompakten, mal ausfransenden oder abgestuften Gouache-Auftrags. Als Inspiration für die unzähligen denkbaren Farbtöne legte sie eine Art Mustersammlung von Zeitschriften- und Katalogausschnitten, Steinen und Stoffen an. Zudem erprobte sie die Farbwirkung auch in zeichnerischen Stillleben.

 

Das Œuvre von Mili Jäggi weist gewisse Parallelen zum Werk des berühmtesten aller «Color Field Painter», Mark Rothko, auf. Erst spät wurde ihr Schaffen öffentlich gewürdigt. Die erste Einzelausstellung fand 1990 im Kunstmuseum Bern statt, organisiert von Josef Helfenstein.

 

Mili Jäggi, 1931 geboren in Bern (CHE), starb 2005 ebenda.

 

Tätigkeitsbereiche: Malerei, Zeichnung, Grafik