So zeichenhaft entschlossen ihre Werke auch wirken, so spontan entstehen sie: Ein intuitiver, für die Künstlerin selbst oft überraschender Prozess liegt den Zeichnungen, Gemälden und Wandmalereien von Marianne Eigenheer zugrunde – und er mündet in reduzierte, poetische visuelle Aussagen über das Unsagbare.
Marianne Eigenheer wollte eigentlich Komponistin werden, doch das Diktat der Zeit verwehrte ihr als Frau diesen Berufswunsch. So erlangte sie 1970 das Diplom als Zeichenlehrerin an der Kunstgewerbeschule in Luzern. Dem schloss sie ein Studium der Kunstgeschichte, Anthropologie und Psychologie an der Universität Zürich an, während sie gleichzeitig ab 1971 als wissenschaftliche Assistentin von Jean-Christophe Amman am Kunstmuseum Luzern zu arbeiten begann und ihr Werk bereits rege ausstellte. Rasch entwickelte Eigenheer eine sehr eigenständige Bildsprache, die sich an menschliche, tierische oder vegetabile Formen anlehnt und scheinbar vom Zyklus des Lebens, von Zeit und Vergänglichkeit erzählt, sehr stark aber von Empfindungen und abstrakten Überlegungen der Künstlerin inspiriert ist. Tragend für ihr Œuvre ist die zeichnerische Linie, die manchmal flächige Formen umrahmt, manchmal – etwa Mitte der 1980er und im Spätwerk – sich als verspielte «Spur» vor weissem Grund windet. Eigenheer arbeitet stets in Werkserien, bekannt sind vor allem die frühen, etwa Bilder zur Lage von 1982, die im Postkartenformat sonderbare Mischwesen zeigt, oder Misere der Herzen von 1984, grossformatige Leinwände mit stilisiert flächigen Tierdarstellungen. Ihre Farbpalette ist stets reduziert, erdig, und beschränkt sich am Schluss, als ihr Schaffensdrang neu auflodert, auf Rot, Schwarz und Gold.
Marianne Eigenheer wirkte lang als Professorin, beispielsweise an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart oder am Edinburgh College of Art, geriet dadurch aber in ihrer Heimat einstweilig in Vergessenheit. Erst spät wurde die Bedeutung erkannt, die sie mit ihrem singulären Werk und auch ihrer feministischen Haltung in der Schweizer Kunstgeschichte einnimmt.
Marianne Eigenheer, 1945 geboren in Luzern (CHE), starb 2018 in Basel (CHE).
Tätigkeitsbereiche: Zeichnung, Malerei, Wandmalerei, Fotografie, Video