Laurent Schmid (*1960)

© Laurent Schmid

Vor dem Hintergrund von «Fake News» und «alternativen Fakten» gewinnt ein Werk wie das von Laurent Schmid neue Brisanz: Seine Bilder, Videos, Objekte und interaktiven Installationen befragen immer wieder den Wirklichkeitsanspruch medial vermittelter Informationen. Mit Versatzstücken aus der Zeit- und Wissenschaftsgeschichte treibt der Künstler ein schelmisches, denkwürdiges Spiel mit Fakt und Fiktion.

In seinen Werken spinnt Laurent Schmid oft umstrittene oder bereits widerlegte Erkenntnisse und Theorien von Physikern, Philosophen, Ingenieuren und Schriftstellern weiter. Vorgefundenes Bildmaterial wird häufig manipuliert und quasi-wissenschaftlich inszeniert, sodass eine objektiv belegbare Realität ebenso infrage steht wie der Wahrheitsgehalt des Bildes. Als Beispiel sei die Reihe Flying Knotholes von 2010 genannt: Sie basiert auf Fotos der amerikanischen Atomtests aus den 1950er-Jahren, die der genieur Harold Eugene Edgerton mit seiner bahnbrechenden Hochgeschwindigkeitskamera gemacht hatte und die die Wirkung der Explosionen in sonst nicht wahrnehmbaren Dimensionen aufzeigten. Allerdings, so hatte Edgerton später eingeräumt, waren die Bilder zu Propagandazwecken «leicht modifiziert» worden. Schmid hat die historischen Aufnahmen mit künstlerischer Freiheit um weitere Exemplare ergänzt und also «gefälschte Fälschungen» erstellt. Bei den Werken in der Sammlung der Mobiliar handelt es sich um offensichtlicher bearbeitete Fotos: Der Künstler hat hier in popkultureller Ästhetik Schriftzüge in die Bilder eingefügt. Über Sonnenuntergangmotiven prangen Namen oder Decknamen berühmter realer und fiktiver Personen – Fragen nach Identität und Idealvorstellung werden vom kitschigen Abendrot überblendet.

Schmid hat sich auch mit multimedialen Installationen und Projekten einen Namen gemacht, unter anderem ist er an dem Internetradio LapTopRadio beteiligt. 1991 gewann er den Swiss Art Award, von 1995 bis 1999 war er Präsident der Berner Kunstkommission und von 1997 bis 1999 im Vorstand von Visarte Schweiz. Heute ist er Professor an der HEAD Genève und dort Leiter des interdisziplinären Programms Work.Master.

 

Laurent Schmid wurde 1960 in Basel (CHE) geboren. Er lebt und arbeitet in Genf und Bern.

Tätigkeitsbereiche: Fotografie, Video, Objekte, interaktive, multimediale Installationen, Performances

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Werke von Laurent Schmid

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