Präzise, reduziert und dennoch ausdrucksstark, massig, rau und zugleich elegant, schwungvoll und doch in sich ruhend: Die Skulpturen des gebürtigen Franzosen Jean Mauboulès beweisen nicht nur, dass Gegensätze sich anziehen, sondern auch, dass sie zu stimmigen, kraftvollen Einheiten verschmelzen können.
Um solche ästhetischen Einheiten ermitteln und sichtbar machen zu können, bedarf es eines feinen Gespürs für Formen und Materialien, für Bearbeitungstechniken und auch dafür, was zu viel wäre, was wegzulassen ist. Dieses Gespür wiederum setzt (neben Talent) eine lange, konzentrierte Beschäftigung mit künstlerischen Möglichkeiten voraus, ein intensives Schauen und Erproben. Jean Mauboulès hat schon in seiner frühen Jugend gemalt und gezeichnet, und mit 19 Jahren verliess er seinen Heimatort am Fuss der französischen Pyrenäen, um an der École des Beaux-Arts in Paris zu studieren. In den 1960er-Jahren fand er von der Malerei zu plastischen Arbeiten. Seine bevorzugten Werkstoffe wurden – bis in die 1990er Jahre hinein, in denen auch seine drei Objekte in der Sammlung der Mobiliar entstanden – Eisen und Glas. In Skulpturen, Wandobjekten und Materialcollagen spielt er das Ineinandergreifen gegensätzlicher Qualitäten und Impulse durch: Masse trifft auf Transparenz, Schwere auf Leichtigkeit, Rauheit auf Glätte, Volumen auf Leerstellen, Bewegung auf Stillstand. Die Aquarelle und Zeichnungen, die Mauboulès’ plastisches Werk kontinuierlich begleiten, bilden eine eigene, freie Werkgruppe.
Mauboulès’ Œuvre lässt sich mit konstruktiv-konkreter Kunst und Minimal Art assoziieren, das ausgeprägt sinnliche und intuitive Moment darin aber entrückt es jeder vorgefertigten Kategorisierung. Der Künstler hat für seine viel beachtete Arbeit diverse Preise erhalten; 1997 wurde er in Frankreich zum Chevalier de l’ordre des Arts et des Lettres ernannt.
Geboren wurde Jean Mauboulès 1943 in Poey-de-Lescar (FRA); er lebt und arbeitet in Bellach (CHE).
Tätigkeitsbereiche: Skulptur, Objektkunst, Collage, Relief, Zeichnung, Aquarell