Ignacio Gatica (*1988)
Möchte man das medial vielgestaltige, noch junge Werk des Chilenen Ignacio Gatica auf einen Nenner bringen, so wäre das Spiel mit Zeichenhaftigkeit und Fragmentierung anzuführen. Anhand dieser formalen Mittel reflektiert er über das Verhältnis von Sprache und Dingen genauso wie über postdiktatorische Entwicklungen seines Heimatlandes.
Ignacio Gatica hat an der Universidad de Finis Terrae in Santiago de Chile Malerei studiert. Der experimentellen Musik und der Graffiti-Szene nahestehend, konkretisierte er 2014 mit der Ausstellung Hermiscambunalia einen wichtigen Themenstrang seines Schaffens: Er entwickelte in Bildern, Skulpturen und einer Publikation ein eigenes, visuelles Alphabet, um so den Begriff der Übersetzung und den Abstraktionsgrad von Worten zu befragen. Die Art und Weise, wie Sprache Bedeutung generiert, ist auch in seinen Buchobjekten aus Zement ein Thema. Sie präsentierte Gatica erstmals 2016 in der Installation Free to Change. Es waren nicht irgendwelche Bücher, sondern Schriften der Ökonomen Friedrich August von Hayek und Milton Friedman, die mit ihrem neoliberalen Modell die chilenische Politik und Wirtschaft nach Pinochets Diktatur geprägt hatten. Auch Gaticas «Bücher» in der Sammlung der Mobiliar «zementieren» liberales Gedankengut und durchlöchern es gleichzeitig. Die Arbeit Zoe Gods steht in Verbindung mit dieser Werkgruppe, sind doch auf den Kreditkarten – Symbole der kapitalistischen Konsumgesellschaft ‒ Zitate aus den Vorlagen für die Buchskulpturen eingraviert. Mittels eines Magnetkartenlesers und eines Bildschirms erschliesst sich dem Publikum erst die ganze Botschaft, die auf den Kartenchips gespeichert ist. So entspinnt Gatica mit seinen Werken bruchstückhaft eine komplexe Narration über Wert- und Bedeutungssysteme.
Ignacio Gatica ist ein aufstrebender Künstler, der bereits verschiedene Arbeitsstipendien erhalten hat. Rege engagierte er sich, als er noch in Santiago de Chile lebte, auch im lokalen Kunstgeschehen seiner Generation, indem er eine Künstlerwerkstatt sowie 2014 den Kunstverlag Ediciones Popolet mitbegründete.
Ignacio Gatica, 1988 geboren in Santiago de Chile, lebt und arbeitet in New York.
Tätigkeitsbereiche: Skulptur, Malerei, Zeichnung, Video, Publikationen
