Hinter seriellen Anordnungen und geometrischen Formen wird rasch ein minimalistisches Konzept vermutet. Im Falle von Heiner Richner trifft dies nicht zu. Er verbindet in seinen reduzierten Skulpturen Kunst- und Naturform und entwickelt seine Zeichnungen aus dem Spiel mit Variationen.
Nach einer Lehre in der Entwurfsabteilung der Schuhfabrik Bally in Schönenwerd trat Heiner Richner 19-jährig in die Kunstgewerbeschule Zürich ein. Seine Ausbildung zum Bildhauer komplettierte er anschliessend von 1966 bis 1972 an der Hochschule der Künste in Berlin und danach für ein Jahr bei der dortigen Kunstgiesserei Noack. Früh schon prägten geometrisierende Formen Richners bildhauerische Sprache, die er aber stets in einer Art Symbiose mit dem jeweiligen Material entwickelte. Seine hölzernen Stelen etwa, die ab Mitte der 1970er-Jahre entstanden und wie Stapel von flachgedrückten Kugeln wirken, wurden de facto aus jeweils einem Baumstamm «herausgeschält». 1981 gestaltete er erstmals bei einem Bildhauersymposium in Japan, ausgehend von den buckeligen Bruchstellen von Granitplatten, jene wellenförmig geschliffenen Quaderoberflächen, die ihn in den 1980ern wiederholt beschäftigten. Teils fügte er leicht variierte Ausführungen desselben Objekts zu installativen Gruppen. Um 2000 rückte das Zusammenspiel von einander ähnlichen Wand- und Bodenelementen in den Fokus, wobei die Formen gleichzeitig strenger wurden. Parallel zum skulpturalen Werk entstehen weiterhin meist dunkeltonige, geometrisch basierte Zeichnungen von zarter Anmut.
Heiner Richner, der das Eidgenössische Kunststipendium 1973 und vier Mal einen Werkbeitrag des Aargauer Kuratoriums erhielt, gehört vor allem mit seinen zahlreichen Werken im öffentlichen Raum zu den bedeutendsten Aargauer Bildhauern seiner Generation.
Heiner Richner, 1944 geboren in Suhr (CHE), lebt und arbeitet in Aarau (CHE).
Tätigkeitsbereiche: Skulptur, Zeichnung, Malerei, Kunst im öffentlichen Raum