Die Malerin Heike Kati Barath wurde seit Ende der 1990er-Jahre vor allem durch ihre grossen Bildformate bekannt. Raumhohe Hasenbilder, bizarr dreinschauende junge Mädchen, pubertierende Knaben oder witzig-düstere Yeti-Figuren mit Masken: Baraths Gemälde bevölkern comichafte Wesen. Sie widerspiegeln unsere Sehnsucht nach Märchen- oder Fantasiewelten – eine Sehnsucht, die sich beispielsweise auch in der Beliebtheit von Filmserien wie Game of Thrones oder zahlreichen Computerspielen manifestiert.
Barath ist eine präzise Beobachterin mimischer Details, die eine grosse Wirkung erzielen können. Aus der Comicforschung kennt man den sogenannten Maskeneffekt: Die beliebtesten Figuren in Comicstrips sind immer jene mit den einfachsten Gesichtsmustern: Punkt, Punkt, Komma, Strich. Diese Merkmale finden sich auch in den Gemälden Baraths wieder. In der Werkserie, die die Mobiliar 2015 von ihr erworben hat, kommen in den maskenhaften Porträts ganz verschiedene Gefühlszustände zum Ausdruck; mal wirken sie erschrocken oder melancholisch, mal prüfend oder verschmitzt. Barath zeigt das Gesicht als unseren imaginativen Stellvertreter: Ihre Gestalten scheinen, trotz der maskenhaften Darstellung, innere Regungen preiszugeben, die wir wie in einem Spiegelbild lesen und deuten können. Sie konfrontieren uns mit der Frage: Wie steht’s um deinen Gefühlshaushalt? Wie zeigst du Gefühle?
Barath hatte von 2008 bis 2012 einen Lehrauftrag an der Kunstakademie Münster; seit 2013 ist sie Professorin für Figurative Malerei an der Hochschule für Künste in Bremen. Mit ihrer aus Jugendkultur, Horrorkino, Comicstrips und Kuscheltierkitsch schöpfenden Ästhetik setzt sie im Kunstbetrieb einprägsame Akzente.
Geboren wurde Heike Kati Barath 1967 in Vaihingen an der Enz (DEU); sie lebt in Berlin (DEU).
Tätigkeitsbereiche: Ölbilder, Papierarbeiten, temporäre Wandzeichnungen