Blumen, Vögel und Porträts sind die Hauptmotive des Berner Malers Hans Stalder. Er zeigt sie in klaren Konturen und satter Farbigkeit; die Werktitel bezeichnen schlicht, was wir sehen. Einfache und schöne Bilder hiess eine umfangreiche Ausstellung, die Stalder 2010 im Kunsthaus Langenthal präsentierte. Das klingt programmatisch, eine genauere Betrachtung jedoch ergibt: Ganz so einfach sind Stalders Bilder nicht.
Pensée ist das französische Wort für Stiefmütterchen. Hans Stalder hat diese Blume seit den 1990er-Jahren vielfach gemalt: formal reduziert und flächig, in wechselnden Farben, aber stets gleichmässig ausgeleuchtet, mal mit feinen Binnenlinien versehen, dann wieder als reine Farbform oder eine Art Leerstelle, mal von Blättern umrankt, mal «freigestellt» als handle es sich um eine Schablone. Das Sujet bleibt dasselbe, doch die Details verändern sich von Bild zu Bild und machen ein jedes zum Unikat. Pensée bedeutet auch «Gedanke», und in der Tat erweist sich dieses Durchdeklinieren eines Bildgegenstandes – wie in den übrigen Werkgruppen des Künstlers – als ein Nachdenken über das Medium Malerei selbst. Die plane Darstellung lässt an Siebdrucke denken und an die Ästhetik der Pop-Art, mit der Stalders Kunst auch über die Wahl von Bildvorlagen aus der Alltags- und Konsumwelt verwandt ist: Seine Blumenmotive sind häufig den Abbildungen auf Samentütchen entlehnt, und der Blütenstempel seiner Pensées erinnert mitunter verdächtig (und durchaus nicht zufällig) an das Logo der Firma Carhartt. Zur Populärkultur hat Stalder übrigens noch einen Draht: Für die Schweizer Mundart-Band Stiller Has und deren Sänger Endo Anaconda hat er schon mehrere Cover gestaltet.
Hans Stalder, der eine Ausbildung zum Logopäden gemacht und sich die Malerei autodidaktisch erarbeitet hat, ist mit seinen Werken in den Sammlungen namhafter Kunstinstitutionen wie dem Kunstmuseum Bern und den Kunstmuseen von Luzern und Thun vertreten.
Hans Stalder wurde 1957 in Bern (CHE) geboren, wo er auch heute lebt und arbeitet.
Tätigkeitsbereiche: Malerei