Das Schaffen von Dane Mitchell steht in der Tradition der Konzeptkunst, die sich einer Kunst ohne Werke verpflichtet fühlt. Ihm geht es jedoch weniger um den Vorrang einer Idee vor dem Werk, sondern vielmehr um etwas ganz Grundsätzliches: das Wesen der Kunst an sich zu erforschen. Mit seinen Installationen versucht der Künstler, über den Gegensatz von Minimalismus und Mystik der Kunst auf die Spur zu kommen – und gelangt in der Tat zu wirkungsvollen Ergebnissen.
Das Werk Entheogen Venn ist aus einer Untersuchung zu Schlaf-, Traum- und Halluzinationszuständen hervorgegangen. Zwei große Messingringe sind, einander überschneidend, an eine Wand gelehnt. Einer ist mit dem Begriff «Delirium», der andere mit «Dissoziation» beschriftet. Zusammen erinnern sie an ein nach dem englischen Mathematiker John Venn benanntes Mengendiagramm, mit dessen Hilfe sich alle möglichen Relationen veranschaulichen lassen: etwa als Schnittmenge (wenn Analytisches und Paradoxes sich begegnen). Mitchell benennt mit «Delirium» und «Dissoziation» zwei Wesensformen von Kunst und Kreativität, die beide eine Abweichung von der Norm darstellen. Ein delirierendes Fabulieren kann jenseits einer schädlichen Krankheit bei zeitweiligem Anfall sich als Quelle von Kreativität und überragenden Kräften erweisen. Ein dissoziatives Phantasieren bezeichnet die Fähigkeit zur Entrückung als eine notwendige Voraussetzung für Kreativität. Dane Mitchell sagt uns mit diesem Werk, dass Kunst oder Kreativität sich stets in einem «Dazwischen» ereignet, auf jener Schwelle zwischen Wahnsinn und Verstand. Der produktive Wahnsinn lauert dabei mitten in der ästhetischen Vernunft und stellt etwa nicht nur deren «andere Seite» dar. Im «Zwischen» lagert nicht zuletzt auch das Nichtrationale, das Emotionale und schließlich das Spirituelle. Die Kunst ermöglicht, dass wir eben mehr erleben, als wir verstandesmäßig zu begreifen vermögen. Dieses «Mehr» an Erfahrung macht die Kunst der Wissenschaft überlegen.
Dane Mitchell kreiert künstlerische Erlebnisräume, in denen Elemente aus Alchemie, Schamanismus, Hexerei und Hypnosetherapie unseren Erwartungshorizont an die Kunst verschieben. Mit seinem Schaffen, so der Künstler im Interview, will er «Möglichkeitsräume ausloten und sich dem Unbekannten nähern, Wissenschaft mit unwissenschaftlichen Phänomenen zusammenbringen».
Geboren wurde Dane Mitchell 1976 in Auckland (Aotearoa/NZL), wo er auch lebt und arbeitet.
Tätigkeitsbereiche: Installation, Skulptur
“Artworks might be understood as transmitters of signals, which, either deliberately or accidentally might ‘help us on our way’. The idea of art operating as a signal comes from George Kubler’s 1962 text The Shape of Time: Remarks on the History of Things, in which he makes the suggestion that astronomers and those who might think about art have several things in common: both are concerned with appearances noted in the present but occurring in the past, as in the way light takes millions of years to reach earth, and in the way artworks we view in the present are rendered in the past. He goes on to suggest that both astronomers and art viewers collect ancient ‘signals’ which might help us on our way — from objects and starlight alike. Kubler also suggests that astronomers and art viewers are further alike if we consider the analogies between stars and works of art in that as when a star dies and its light goes out, the gravitational effect of the missing star is still felt on the celestial bodies within its gravitational reaches, so too is it when an artwork is gone (destroyed, lost, or perhaps sold) we can still detect its perturbations upon other bodies in the field of influence.” («Kunstwerke können als Übermittler von Signalen verstanden werden, die uns entweder absichtlich oder zufällig ‹auf unserem Weg helfen› können. Die Idee der Kunst, die wie ein Signal wirkt, stammt aus George Kublers Text aus dem Jahr 1962, Die Form der Zeit: Anmerkungen zur Geschichte der Dinge, in dem er die Behauptung aufstellt, dass Astronomen und diejenigen, die sich Gedanken über Kunst machen, einige Gemeinsamkeiten haben: Beide beschäftigen sich mit Erscheinungen, die in der Gegenwart bemerkt werden, aber in der Vergangenheit stattgefunden haben, so wie das Licht Millionen von Jahre braucht, um die Erde zu erreichen und so wie Kunstwerke, die wir in der Gegenwart betrachten, in der Vergangenheit entstanden sind. Weiter führt er aus, dass Astronomen wie auch Kunstbetrachter alte ‹Signale› sammeln, die – Objekte wie Sternenlicht gleichermassen – uns auf unserem Weg helfen könnten. Kubler weist auch darauf hin, dass sich Astronomen und Kunstbetrachter noch ähnlicher sind, wenn wir die Analogien zwischen den Sternen und Kunstwerken berücksichtigen: Wenn ein Stern stirbt und sein Licht ausgeht, so ist die Gravitationswirkung des fehlenden Sterns auf die Himmelskörper innerhalb seiner Gravitationsreichweite immer noch spürbar. So ist es auch, wenn ein Kunstwerk nicht mehr da ist (ob durch Zerstörung, Verlust oder etwa Verkauf): Wir können seine Auswirkungen auf andere Körper im Einflussbereich immer noch wahrnehmen.»)