Christiane Lovay (*1949)

Christiane Lovay ist bekannt für ihre Gemälde, Zeichnungen und Radierungen, deren reduzierte Bildsprache mal an Hieroglyphen oder prähistorische Höhlenmalereien denken lässt, mal auf alte geometrische Muster wie das Schachbrett-Karo zurückgreift, in ihrer schlichten Eleganz aber immer zeitgenössisch wirkt.

Lovay wuchs im Wallis auf und streunte als Kind mit ihren Brüdern ausgiebig durch die Natur. Mit dem sportlichen Ehrgeiz einer Bergwanderin erkundete sie eigenen Angaben zufolge später auch Paris und die Kunstmuseen der Stadt, bis sie deren Sammlungen so gut kannte wie den Wald hinter dem Haus ihrer Eltern in Sion. Nach dem Studium mit Schwerpunkt Druckgrafik an der Ecole des Beaux-Arts in Genf und Vertiefungen an der Kunstgewerbeschule Basel sowie am Istituto dell'Incisione in Urbino reiste sie zunächst durch Nord- und Zentralafrika, bevor sie und ihr Mann das Hofgut von dessen Familie bei Freiburg übernahmen. Die Selbstverständlichkeit, mit der sich Lovay zwischen Natur und Kunst, Gegenwart und Geschichte bewegt, prägt ihre künstlerische Arbeit. Ausgehend von ursprünglichen und einfachen Formen wie Blatt, Blüte, Kreis oder Linie entwirft sie in ihren Bildern oft zart wuchernde Zeichenordnungen, die – meist in Serien angelegt – um Fragen der Transparenz und Verdichtung, des Stillstands und der Bewegung kreisen. Ab den frühen 1990er-Jahren zeugen Lovays Arbeiten zudem von einem starken Interesse an der sinnlichen Qualität der Materialien, die sie verwendet. Auf Blättern wie Dessin, Flotteur und Peinture à la Boue (alle 1992) fügen sich Bildelemente im spannungsreichen Zusammenspiel von Ölkreide, Kohle und Blattgold zu düsteren inneren Landschaften, durch die schwarzes Laub zu wehen scheint, oder bilden wunderbar schwebende Bildpoeme, die an japanische Landschaften denken lassen oder an die Mobiles von Alexander Calder. Ein weiteres wiederkehrendes Motiv ist das Schachbrett. Inspiriert von der Auseinandersetzung mit dem magischen Zahlenquadrat in Albrecht Dürers Kupferstich Melencolia, thematisiert Lovay in ihren Versionen des Karomusters, das sie – wie in Les Damiers (beide 1997) – mal als flächiges Raster, mal als vegetative Linienstruktur anlegt, die Polarität des Lebens.

 

Mit ihren stillen, intimen Bildfindungen zwischen Figuration und Abstraktion nimmt Christiane Lovay, die seit Anfang der 1990er-Jahre in Paris lebt, eine eigenständige Position ein.

 

Chistiane Lovay, 1949 geboren in Sion (CHE), lebt und arbeitet in Paris (FRA).

Tätigkeitsbereiche: Malerei, Zeichnung, Radierung, Lithographie, Collage, Buch


siehe auch

Werke von Christiane Lovay

© Christiane Lovay
Christiane Lovay

Dessin

© Christiane Lovay
Christiane Lovay

Dessin

© Christiane Lovay
Christiane Lovay

Peinture à la Boue