Wie dies bei indigenen Kunstschaffenden oft der Fall ist, steht auch bei Chonon Bensho die tiefe Beziehung, die Menschen mit anderen Lebensformen, dem Land und der spirituellen Welt verbindet, im Mittelpunkt ihres Schaffens. Die Künstlerin (* 1992 in Yarinacocha in Peru, lebt und arbeitet in Lima und Santa Clara de Yarinacocha) gehört den peruanischen Shipibo-Conibo an und stammt von den Onanya – den Hütern der traditionellen Heilkunde – und den Frauen ab, die die uralten künstlerischen Traditionen bewahrt haben.
Es wird erzählt, dass eine Shipibo-Frau einmal am Ufer eines Sees eine Sirene fand, deren Körper mit sonderbaren Mustern bedeckt war. Als die Frau wieder zu Hause war, zeichnete sie diese Muster auf den Boden. Seither sticken die Shipibo die sogenannten Kené auf ihre Kleidung, malen sie auf Stoffe und Keramiken und nutzen dieses Formenrepertoire für ihre künstlerischen Kreationen. Die Kené, die als Geschenk der unsichtbaren Wesen der Wasserwelt gelten, symbolisieren die Identität dieses indigenen Volkes, vermitteln seine philosophische und spirituelle Vision und sind ein Ausdruck seiner Suche nach Schönheit und Balance. Die Stickarbeiten und Bildkompositionen von Chonon Bensho sind oft geprägt durch eine gewisse Symmetrie: ein Symbol für die Ausgewogenheit, die nach den Vorstellungen der Indigenen aus der Komplementarität entgegengesetzter Kräfte und der tiefen Beziehung zwischen allen Lebewesen, dem Land der Vorfahrinnen und Vorfahren und den spirituellen Welten hervorgeht.
Chonon Bensho zählt zu den vielen zeitgenössischen Kunstschaffenden aus indigenen Gemeinschaften, die über ihre ganz eigene Formensprache uraltes Wissen und traditionelle handwerkliche Fertigkeiten bewahren, sie in der Gegenwart wieder aufleben lassen und zeigen, wie Traditionen uns helfen können, die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft zu bewältigen.
Chonon Bensho wurde 1992 in Yarinacocha (PE) geboren. Sie lebt und arbeitet in Lima und Santa Clara de Yarinacocha (PE).
Studium der Malerei an der Escuela Superior Eduardo Meza Saravia in Pucallpa (PE). Einzelausstellungen: W‑Galería, Buenos Aires (2023–2024). Gruppenausstellungen: Museo del Banco Central de Reserva del Perú – MUCEN, Lima (2022).
Tätigkeitsbereiche: Malerei, Textilarbeiten