Dass ganz Alltägliches zum Gegenstand der Kunst werden kann, hat Andy Warhol, der Meister der Pop Art, schon in den 1960er-Jahren mit Bildern von Suppendosen und der Nachbildung einer Waschmittelkiste unter Beweis gestellt. Auch Babette Berger greift in ihren Werken häufig Alltagsobjekte auf: Mit hintersinnigem Humor verwandelt sie Triviales in eine ganz und gar nicht triviale Malerei.
Drei Ölgemälde von Babette Berger befinden sich in der Kunstsammlung der Mobiliar. Das früheste stammt aus dem Jahr 1998 und zeigt, in fotorealistischer Manier, die Nahaufnahme einer Strickware. Plastisch präzise herausgearbeitet, fügen sich die gemalten Maschen zu einem Wabenmuster mit räumlichem Effekt: Während die gelben Partien optisch nach vorn drängen, scheinen die dunkleren Blau- und Grüntöne zurückzuweichen. Unweigerlich beginnt man, die kleinen Unregelmässigkeiten in der Struktur zu untersuchen und sich die haptische Qualität des Gewebes vorzustellen. Nun schaut die Kunst für gewöhnlich aus einem gewissen Abstand auf Handarbeiten wie das Stricken, dem sie allenfalls eine kunsthandwerkliche Bedeutung beimisst. Berger indessen überführt ein Strickmuster in ein Gemälde, das von zentralen Aspekten des Malereidiskurses handelt: von Farbe, Fläche, Raum und von optischen Effekten.
Dieselbe spielerische Leichtigkeit wie Strick besitzt auch das Gemälde difficult situation von 2004/2005: Die exakt übereinandergelegten Mikadostäbe bilden eine rechtwinklige Konstruktion, die so genau austariert ist, dass man sie, wäre sie real, besser unangetastet liesse. Schwer vorstellbar, dass sie rein zufällig an Werke von Theo van Doesburg, einem Pionier der gegenstandsfreien Kunst, erinnert. In Bergers unbetiteltem Bild von 2002 scheint die reine, ungegenständliche Malerei sich selbst zu behaupten: mit zwei satten Ausrufezeichen, die nur durch die Abwesenheit von Malerei geformt sind.
Babette Berger überzeugt mit Werken, die ebenso unangestrengt wie ernsthaft den Grundfragen der Malerei nachgehen: Illusionistische Darstellungen werden zu Verweisen auf die Zweidimensionalität des Bildes, Gegenstände zu Anspielungen auf die Gegenstandslosigkeit. Ihre drei hier vorgestellten Bilder lassen sich jeweils grösseren Werkgruppen zuordnen, an denen die Künstlerin teils über mehrere Jahre gearbeitet hat.
Babette Berger, 1964 in Bern (CHE) geboren, lebt und arbeitet in Bern.
Tätigkeitsbereiche: Malerei, Installation, Druckgrafik, Mixed Media und Zeichnung