Anna Amadio (*1963)
Raumfüllende, luftige Volumina in den frühen, üppig pastose Farbigkeit in den neueren Werken: Die materialstarken Auftritte der Objektkünstlerin Anna Amadio basieren auf der konzeptuellen Auslotung von stofflichen Eigenschaften und der Befragung dessen, was Skulptur und Bildhaftigkeit ausmacht.
Obwohl die Künstlerin mit dem klangvollen Namen auch Bildobjekte herstellt, hat sie sich stets als Plastikerin verstanden. Von 1989 bis 1992 studierte Amadio an der Schule für Gestaltung in Basel räumliches Gestalten, einundzwanzig Jahre später trat sie den dreijährigen Studiengang Master of Arts in Fine Arts an der Fachhochschule Nordwestschweiz an. Zu diesem Zeitpunkt war sie längst eine international agierende Künstlerin. Mitte der 1990er-Jahre wurde sie bekannt mit ihren Luftobjekten – aufgeblasenen und oft mehrfach verschachtelten Hüllen aus transparenter Polyäthylenfolie, die im Ausstellungsraum das Verhältnis von Innen und Aussen umkehrten. Zweidimensionale Arbeiten entstanden erstmals 1999 als grossformatige, schraffierte Filz- und Bleistiftzeichnungen, später folgten Frottagen von Leimzeichnungen. Die Themen Schichtung und Umhüllung wurden Mitte der 2000er-Jahre weiter erprobt mit Installationen, in denen Objekte in bunter Plastikfolie vakuumiert wurden, oder mit Skulpturen aus erhitztem, farbig überzogenem Plastik. Für ihre neuste Werkserie hat die Künstlerin bekannte impressionistische Gemälde abgemalt, um dann mit einer dicken, monochromen Farbschicht ihr Relief abzuformen. Die materielle Grundlage einer deutbaren Form und das Verhältnis von Material und Körperhaftigkeit werden auch hier als konstante Reibungspunkte in Amadios Schaffen sichtbar.
Den selbstbewussten Umgang mit Farbigkeit und der grossen Geste – vor allem Letzteres war lange Zeit eine Männerdomäne – teilt Amadio mit Kolleginnen wie Katharina Grosse oder Pia Fries. Sie wurde für ihr Werk mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 1996, 1998 und 2000 mit dem Eidgenössischen Preis für freie Kunst.
Anna Amadio, 1963 geboren in Belp (CHE), lebt und arbeitet in Basel (CHE).
Tätigkeitsbereiche: Objekt, Installation, Malerei, Zeichnung, Kunst am Bau
