Die Werke von Andriu Deplazes verbinden Fragmente persönlicher Erfahrungen mit Elementen des Zeitgeschehens und reflektieren so die Beziehung des Menschen zur Natur und zu anderen Menschen. Die surreal-figurativen Bildwelten sind uneindeutig und oszillieren zwischen Idylle und Unbehagen.
Mit einem philosophisch-anthropologischen
Ansatz hinterfragt der Künstler Identitäten und Machtverhältnisse innerhalb
familiärer und gesellschaftlicher Strukturen. Vorwiegend in idealisierten Landschaften
angesiedelt, wirken Deplazes’ Figuren oft isoliert und entrückt – schwebend
zwischen physischer Präsenz und Verletzlichkeit. Diese Ambivalenz findet sich
auch in Slackliner (2021), Ein Körper, zwei Köpfe (2021)
und Körper im Aufgang (2022). Die drei Werke setzen sich aus
ähnlichen Elementen zusammen: Emotional aufgeladene Landschaften aus satten
Grüntönen, unheimlichen Blauschattierungen und fluoreszierenden Akzenten
treffen auf androgyne, zentral positionierte Figuren. Den Gemälden ist eine
ebenso träumerische wie befremdliche Atmosphäre voller emotionaler Spannungen
eigen.
Andriu Deplazes’ künstlerische Praxis ist stark
in der Tradition der figurativen Malerei des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts
verwurzelt, knüpft aber in ihrer transformativen Bildsprache an zeitgenössische
Strömungen der surrealistischen und spekulativen Kunst an. Die fliessend
ineinander verwobenen Farbflächen und Sehnsucht vermittelnden
Landschaftsdetails erinnern nicht zuletzt an Meister der Romantik wie Caspar
David Friedrich oder William Turner. Deplazes überführt sie jedoch in die
Gegenwart, in eine Zeit, in der die Natur an ihre Grenzen stösst.
Andriu Deplazes, 1993 geboren in Zürich, lebt
und arbeitet in Zürich und Marseille, FR.
Künstlerische Ausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und der LUCA School of Arts in Brüssel. Einzelausstellungen (Auswahl): Collezione Maramotti, Reggio Emilia (2023); Künstlerhaus S11, Solothurn (2020); Bündner Kunstmuseum Chur (2019); Kunstverein Friedrichshafen (2018). Gruppenausstellungen (Auswahl): Kunsthaus Zürich (2024); Musée d’art de Pully (2020); Haus Konstruktiv, Zürich (2020); Futura Center for Contemporary Art, Prag (2020). Ausgezeichnet mit dem Helvetia Kunstpreis (2017), dem Manor Kunstpreis (2019), dem Bündner Förderpreis und dem Visarte Atelierstipendium Cité internationale des arts, Paris (beide 2021).
Tätigkeitsbereiche: Malerei, Zeichnung, Druckgrafik